Die Gründer Bernhard und Theodor Stockmann stammen aus dem münsterländischen Einen bei Warendorf. Bernhard Stockmann fand zunächst seinen Weg in der Bildhauerei. Bereits in jungen Jahren gab Bernhard Stockmann seine beruflichen Erfahrungen in Süddeutschland, Italien und Frankreich neue Impulse. Neben seinem Wirken im Bildhauerhandwerk entdeckte Bernhard Stockmann die Liebe zur Musik. Sein Wunsch: "Ich möchte nicht nur die Werke des großen Thomaskantors zum Erklingen bringen, sondern auch Instrumente, also Orgeln bauen, die Bach's Präludien, Toccaten und Fugen in der Fülle ihrer vollendeten Kompositionen vergegenwärtigen."

In der Schweiz diente Bernhard Stockmann zwölf Jahre diesem Ziel. Dann beschloss er, nach Westfalen zurückzukehren. Als er auf dem Heimweg auch Werl erreichte, fasste er den Entschluss, eine eigene Orgelbauwerkstatt zu gründen. Er wußte, dass sein fünf Jahre jüngerer Bruder Theodor, ein im Münsterland sehr bekannter Kunsttischler, ihm in Werl bei der Verwirklichung dieser Pläne zur Seite stehen würde. Beide wagten 1889, vor über 125 Jahren, in unserer Stadt die wohlüberlegte Gründung, und zwar in der Schützenstraße 6, wo auch heute noch die Firma Gebr. Stockmann ansässig ist.

Mit geringen handwerklichen Mitteln und nur wenigen Mitarbeitern dienten Bernhard und Theodor Stockmann ihrer Kunst. Im Jahr der Gründung erhielten die Gebrüder Stockmann den Auftrag für ein neues Orgelwerk in der Pfarrkirche zu Voßwinkel. Sehr schnell folgten diesem OPUS I weitere Neubauten in der gesamten Diözese Paderborn. Viele dieser in den ersten drei Jahrzehnten erstellten Instrumente sind in den letzen Jahren erstmalig wieder in die Firma zurückgekehrt, um nach gründlicher Restaurierung erneut für weitere hundert Jahre in den Kirchen erklingen zu können. Stellvertretend für die vielen restaurierten Orgeln seien hier nur St. Urbanus, Voßwinkel, und St. Nikolaus, Altengeseke, genannt.

1934 verstarb Theodor Stockmann. Sein Bruder Bernhard, der unverheiratet geblieben war, führte mit dessen Söhnen die Geschäfte fort.

Während des II. Weltkriegs war die Firma auf Anweisung des Oberpräsidenten von Westfalen geschlossen, da weder Orgeln als kriegswichtig erachtet wurden noch die Inhaber aus ihrer antinazistischen Einstellung einen Hehl machten. Trotz dieser Verfügung pflegte und stimmte der inzwischen hochbetagte Seniorchef die Stockmann-Orgeln im näheren Umkreis.

1955, drei Monate vor seinem 100. Geburtstag, verstarb der Orgelbaumeister Bernhard Stockmann. Für die Erben, die Orgelbaumeister Bernhard, Heinrich und Rudolf Stockmann, war es eine Selbstverständlichkeit, den elterlichen Betrieb weiter zu führen. Sie befleißigten sich auch immer wieder, neue Erkenntnisse, die auf dem Studium der Tradition und dem Kennenlernen moderner Strömungen beruhen, in künstlerische und handwerkliche Solidität umzuformen.

Unter ihrer Leitung vergrößerte sich die Anzahl der Mitarbeiter auf über 30, und zu den bestehenden Betriebsgebäuden wurden Neubauten bis hin zum Montagesaal (1958) erstellt.

1964 wurde das 1. große Jubiläum - 75 Jahre Orgelbau im Hause Stockmann - gefeiert. Aus diesem Anlaß versammelten sich viele Freunde der Musica Sacra im großen Orgelsaal zu einer außergewöhnlichen Feierstunde. Bis dahin wurden schon 260 Orgeln gebaut, darunter so große Instrumente wie die Basilika-Orgel in Werl (1961), Dülken St. Cornelius (1963) und St. Kamillus in Berlin-Charlottenburg im Jahre 1964. Neben diesen Orgeln wurden auch viele andere Orgeln des Hauses Stockmann durch die Sendung des WDR's "Orgeln unserer Heimat" bekannt.

1968 verstarb Bernhard Stockmann, der durch seine einfühlsame Intonation unseren Orgeln den charakteristischen Klang gab, und Heinrich Stockmann trat in den Ruhestand. Ab diesem Zeitpunkt stand die Firma Stockmann unter der Leitung von Rudolf Stockmann.

Mit seinen 30 erfahrenen Mitarbeitern, fast alle in der Firma ausgebildet, expandierte die Firma weiter und es wurden Orgeln von Aachen bis Berlin und von Flensburg bis zur Main-Linie gebaut.

Der Höhepunkt im Leben von Orgelbaumeister Rudolf Stockmann war sicherlich das 100jährige Bestehen seines Unternehmens im Jahre 1989. Aus diesem Anlass erschien sein Buch "100 Jahre Orgelbau im Spannungsfeld von Vergangenheit und Zukunft". Nur wenige Monate nach diesem großen Ereignis verstarb er, nach einem tragischen Unglücksfall in seiner Werkstatt, am 16. Februar 1990 im Alter von 75 Jahren.

Ab 1990 führte Frau Ruth Stockmann die Firma mit Erfolg weiter. Durch Engagement und Loyalität der Mitarbeiter konnte diese schwierige Phase nach dem plötzlichen Tod von Rudolf Stockmann überwunden werden.

Seit 1996 arbeitet Frau Petra Stockmann-Becker im Unternehmen.

Im Jahre 2001 wurde sie Mitinhaberin. Jetzt, mehr als 25 Jahre nach dem Tod von Rudolf Stockmann wird die Firma immer noch als Familienunternehmen in der 3. Generation von Petra Stockmann-Becker geleitet.

2014 feierte die Firma das 125-jährige Jubiläum.

 
 
 
Bernhard Stockmann
Orgelbaumeister 1856-1955
Theodor Stockmann
Orgelbaumeister
1861-1934
Rudolf Stockmann
Orgelbaumeisterr
1914-1990
Ruth Stockmann
Petra
Stockmann-Becker